Der beeindruckendste Denker Deutschlands wurde vor 300 Jahren geboren. Ohne Immanuel Kant gäbe es die Welt wohl nicht so, wie alle sie heute kennen.
Am Montag (22. April) feiert die Welt den 300. Geburtstag von Prof. Dr. Immanuel Kant. Geboren wurde er in der preußischen Stadt Königsberg am 22. März 1724. Den allergrößten Teil seines Lebens hat der Philosoph in seiner Geburtsstadt verbracht, die heute Kaliningrad heißt und in Russland liegt.
Mit den drei Fragen „Was kann ich wissen?“, „Was soll ich tun?“ und „Was darf ich hoffen?“ stellte er zugleich auch die Frage „Was ist der Mensch?“. Mit diesen vier Fragen fasste er die Philosophie der Aufklärung zusammen und veränderte damit die Welt. Seither ist das Nachdenken immer zuerst der Vernunft verpflichtet und seiner Anwendung im Alltag wie auch in Politik und Gesellschaft.
Kants Forderung „Habe den Mut, Deinen Verstand zu gebrauchen“ war nicht nur vor 300 Jahren wegweisend. Auch heute noch erfordert eigenständiges Denken häufig viel Mut. Das gilt zumal dann, wenn man überkommene Strukturen in Frage stellt oder Entscheidung der Mächtigen kritisiert.
So ist am Ende selbst die moderne Kritik an Kants frauenfeindlichen, antisemitischen oder rassistischen Aussagen nur dank seiner Philosophie überhaupt denkbar. Alle diejenigen, die ihren Verstand selbstkritisch gebrauchen, werden schnell feststellen, dass diese Kritik zwar nicht gänzlich unberechtigt ist, aber doch mitunter sehr beckmesserisch. Ohnehin hat Kant seine Positionen gerade zur „Rassenlehre“ im Lauf seines Lebens korrigiert.
Kant war kein Heiliger. Seinen philosophischen Durchbruch hat er auch erst mit über 40 Jahren geschafft. Vorher hatte er hinreichend damit zu tun, den Lebensunterhalt seiner Geschwister zu verdienen.
Das verbreitete Bild Kants als zurückgezogener Sonderling war aber wohl eher eine Legende als realistisch. Der Philosoph war immer am praktischen Leben interessiert und in jungen Jahren durchaus auch ein Charmeur und Lebemann. Sein Blick auf die Menschen schloss ihre Unvollkommenheit mit ein, da sie „aus krummem Holze“ geschnitten seien.
Wohl darum vermied der alte Kant, nach dessen Tagesablauf man die Uhr stellen konnte, bei seinem Mittagstisch Gespräche über philosophische Themen. Sie blieben seinen Vorlesungen an der Universität Königsberg vorbehalten. Daheim speiste er mit seinen Gästen getreu der Devise: „Entwder man weiß alles besser, oder man hat Freunde.“
* Franz-Josef Hanke