Hohe Wipfel: Neue Esskastanie an der Elisabethkirche

Ein großer Baum wirft seine Schatten voraus. Am Donnerstag (2. November) wird eine Esskastanie von fast zehn Metern Höhe an der Elisabethkirche eingepflanzt.

Lange haben sich die Verantwortlichen bemüht, alles für seinen Erhalt zu tun, aber leider stellt der von einem Pilz befallene Silberahorn vor der Elisabethkirche ein zu großes Sicherheitsrisiko dar und muss gefällt werden. Ein Ersatz steht allerdings schon gewissermaßen im Startloch in einer Baumschule.

Es handelt sich um eine fast zehn Meter hohe und fünf Tonnen schwere Esskastanie. Sie wird Anfang November an ihren neuen Standort gebracht. Mit jeder Menge „Manpower“, dem für so eine besondere Pflanzung nötigen Expertenwissen und ordentlich schwerem Gerät.  

Bereits im Frühjahr 2022 war bei der Baumpflege durch Matthias Klinge und sein Team der Verdacht einer Erkrankung aufgekommen und ein Gutachten im Mai 2022 hatte den bestätigt. Der Baumsachverständige Philipp Funck prognostizierte damals bereits, dass der Pilz sich weiter ausbreiten würde. Er schätzte die so genannte Reststandzeit des rund 17 Meter hohen und rund 60 Jahre alten Baums auf drei bis sieben Jahre. 

Dennoch wurde der kranke Patient buchstäblich gehegt und gepflegt, um ihm eine Chance auf Genesung zu geben, inklusive der Erste-Hilfe-Maßnahmen eines Rückschnitts und einer Kronensicherung. „Aufgrund der veränderten klimatischen Bedingungen insbesondere im städtischen Raum in den letzten Jahren stellt dies inzwischen eine Aufgabe dar, der wir uns auch im Sinne unserer Verantwortung als Grundstückseigentümer verstärkt annehmen müssen“, so Alexandra Best, Geschäftsführerin des Gesamtverbandes der Evangelischen Kirchen. 

Ralf Hartmann, Pfarrer an der Elisabethkirche und Vorsitzender des Gesamtverbandes, erklärt: „Den wunderbaren Baum einmal fällen zu müssen, konnte sich bisher keiner von uns vorstellen. Unter seiner Krone spielen im Sommer Kinder, Pilger nutzen den nahegelegenen Brunnen. Besonders während der Markttage und zum Weihnachtsmarkt schlendern Besucherinnen und Besucher unter seinen ausladenden Ästen entlang. Aber sie alle wären nun in Gefahr, weil Stamm und Astwerk durch die Erkrankung nicht mehr vollständig gesichert werden können.“  

Am heutigen Montag ist Baumpfleger Matthias Klinge mit seinem Team für die Fällung des Silberahorns zuständig, den er bereits jahrelang gepflegt hat. Ihm liegt jeder Baum sehr am Herzen, aber die Entscheidung ist auch aus seiner Expertensicht unumgänglich: „Die Erkrankung des Silberahorns ist einfach zu weit fortgeschritten und langfristig sehe ich einen höheren ökologischen Mehrwert bei einer Neupflanzung“, sagt Klinge.  

Mehrere Mitarbeiter werden vor Ort sein und den Baum in Seilklettertechnik Stück für Stück zurückschneiden. Dabei soll es keine Einschränkungen für den Verkehr rund um die Kirche geben. Geplant ist nur, dass Mitarbeiter des Ordnungsamtes den Fallbereich der Äste auf dem Gehweg sichern. Weniger spektakulär, aber aufwändiger dürfte sich dann das Ausfräsen des Wurzelwerks gestaltet. Damit schaffen die Experten Platz für den neuen Baum.  

Eine Ersatzpflanzung ist in einem solchen Fall eine behördliche Auflage. Vorgeschrieben ist ein Laubbaum von mindestens 80 bis 90 Zentimeter Stammumfang. Die Verantwortlichen haben sich gemeinsam mit den Experten aber entschieden, gleich einen deutlich größeren Baum anzuschaffen – auch weil sie wissen, dass viele Menschen emotional verbunden sind mit den alten Bäumen im Stadtgebiet. Die Wahl fiel auf eine fast zehn Meter hohe Esskastanie (Castanea sativa), die für den Standort neben der Elisabethkirche sehr viel besser geeignet ist als es der Silberahorn war.  

Das Einpflanzen funktioniert letztlich so, wie man es auch mit einem kleinen Bäumchen von zuhause kennt, sagt European Treeworker Rune Grenz von der Firma Marbaum – nur in völlig anderen Dimensionen. Der Wurzelballen der Esskastanie hat einen Durchmesser von rund zwei Metern und geht fast einen Meter in die Tiefe. Erst einmal nehmen die Fachleute einen Pflanzschnitt vor, der entscheidend für die künftige Form der Krone ist. Schließlich soll der Kirchturm auch weiterhin sichtbar sein. Ein Kran bringt den Baum über seinem künftigen Standort in Stellung. 

Die Wahl fiel nicht umsonst auf eine Kastanie. „In der christlichen Tradition wurde die Esskastanie mit ihrer rauen Schale und ihrem süßen Kern mit Maria verglichen“, erläutert Pfarrer Ralf Hartmann. „Da die Elisabethkirche gleichzeitig auch eine Marienkirche ist nehmen Baum und Kirche zukünftig thematisch Bezug aufeinander.“ 

*pm: Stadt Marburg

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