„Eine Organspende ist das größte Geschenk, das man einander machen kann“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Der Förderverein Organspende Marburg hatte wieder zur „Radtour für Organspende“ aufgerufen, um auf ein Thema aufmerksam zu machen, das Leben retten kann.
Viele Radelnde sind dem Aufruf gefolgt und von Marburg bis nach Kirchhain gefahren. „Man gibt ein Stück von sich selbst, damit ein anderer Mensch länger leben kann. Es ist ein Geschenk an die Gesellschaft insgesamt, denn es ist ein Zeichen von Solidarität und Wertschätzung“, sagte Oberbürgermeister Spies, als die Radelnden auf dem Marktplatz Halt machten. Er appellierte, sich dafür zu entscheiden, Organspender zu werden und den Ausweis stets bei sich zu tragen.
„Die Frage der Organspende ist eine, um die man sich rechtzeitig kümmern sollte, auch damit die Angehörigen im Ernstfall eine Hilfe bei der Entscheidung haben“, ergänzte Landrat Jens Womelsdorf. Spies und Womelsdorf dankten dem Förderverein dafür, dass er Menschen für dieses wichtige Thema sensibilisiert. Die Stadt Marburg und der Landkreis unterstützen dieses Engagement gerne.
Ein Mensch, der sich für eine Organspende entschieden hat, kann bis zu sieben Leben retten. Auch Erna Cloos lebt seit zwölf Jahren mit einer gespendeten Niere. Jedes Jahr empfindet sie als großes Geschenk. „Die gespendete Niere ist heute ein Teil von mir“, sagte Cloos. Sie sei sehr dankbar für die geschenkte Lebenszeit und habe ein großes Bewusstsein dafür entwickelt, gut mit sich und dem neuen Leben umzugehen.
Doch auch für die Angehörigen der Organspender könne eine solche Spende Trost bedeuten, berichtete Monika Bäcker vom Förderverein Organspende, die die Radtour mitorganisiert hat. Sie selbst lebt auch seit 38 Jahren mit einer gespendeten Niere. Eine ältere Dame habe ihr berichtet, dass nach dem Tod ihres Mannes fünf seiner Organe fünf Menschen Lebenszeit ermöglicht haben. Darüber sei sie sehr glücklich gewesen.
Auf diese geschenkte Zeit wiesen Teilnehmer der Radtour auch mit Schildern hin. Darauf hatten sie in Jahren geschrieben, wie lange sie schon mit dem gespendeten Organ leben. An einem Info-Stand auf dem Marktplatz konnten alle Interessenten nicht nur Info-Material bekommen, sondern auch gleich einen Organspendeausweis erhalten. In einem Organspendeausweis kann man auch angeben, dass man keine Organe spenden will.
Das Ziel der „Radtour für Organspende“ ist, die Bevölkerung auf das Thema aufmerksam zu machen und über Organspende sowie -transplantation zu informieren. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gaben 2020 in einer Befragung 82 Prozent der Menschen an, generell eine eher positive Einstellung zur Organ- und Gewebespende zu haben. 62 Prozent gaben an, dass sie eine persönliche Entscheidung für oder gegen eine Spende getroffen haben. Nur 44 Prozent haben ihre Entscheidung auch dokumentiert. Laut BZgA ist der Organspendeausweis die am häufigsten genutzte Möglichkeit, die persönliche Entscheidung für oder gegen eine Organspende festzuhalten. Fast die Hälfte der Personen, die bislang noch keine Entscheidung getroffen haben, erklären, dass sie sich bisher zu wenig mit der Frage beschäftigt haben.
Gestartet waren die Radler am PHV Dialysezentrum in Cappel. Vom Marktplatz aus ging es nach Wehrda in den Kaufpark, wo ebenfalls ein Infostand aufgebaut wurde. Ziel der Radtour war schließlich die Dialysepraxis Dr. Küllmer/Trebst in Kirchhain.
Die BZgA informiert, dass die meisten Patienten auf der Warteliste für ein Spenderorgan auf eine Nierentransplantation warten. Das sind derzeit 7.388. Einige warten auch auf eine kombinierte Transplantation von mehreren Organen.
2020 wurden etwa 4.900 Personen neu auf die Warteliste aufgenommen. 767 Personen auf der Warteliste sind 2020 verstorben. 2020 gab es in Deutschland 913 postmortale Organspender. Das waren 19 weniger als im Vorjahr. 2017 gab es bundesweit 797 Menschen, die nach ihrem Tod Organe gespendet haben. Das war der niedrigste Stand seit 20 Jahren.
* pm: Stadt Marburg