Mehr Wohngeld gibt es für mehr Menschen in Marburg. Die Stadt informiert darüber mit einem Brief, einem Video und einem Faltblatt.
Der Bund hat das Wohngeld deutlich erhöht. Statt 600.000 können nun rund zwei Millionen Haushalte in Deutschland den Zuschuss zu den Wohnkosten bekommen. Das Problem ist jedoch, dass viele Menschen nicht wissen, dass sie ein Recht auf finanzielle Hilfe haben.
Damit das nicht so bleibt, schreibt die Stadt Marburg alle Bürgerinnen und Bürger in der Kernstadt und den Stadtteilen persönlich an und informiert sie. „Ich weiß von einer Familie, die glaubte, dass sie keine staatliche Unterstützung bekommt, weil sie ein festes Einkommen aus Arbeit hat“, berichtete Stadträtin Kirsten Dinnebier. „Tatsächlich hat sich die Familie dann doch beraten lassen mit dem Ergebnis: Sie erhält nun 700 Euro monatlich Unterstützung, darunter Kinderzuschlag, Wohngeld und Leistungen aus Bildung und Teilhabe.“
Das sei kein Einzelfall, sondern bundesweit ein Problem. „Dabei haben wir ja die sozialen Sicherungssysteme, damit wir gezielt den Menschen helfen, die Unterstützung brauchen“, erläuterte Dinnebier.
Aber die Hilfe kommt nicht automatisch. Man muss einen Antrag stellen. Dafür braucht es neben der Information, welche finanziellen Hilfen es gibt, auch noch das Wissen, wie man sie von welcher Stelle erhält.
Wichtig sind außerdem: Motivation und Unterstützung, überhaupt dafür aktiv zu werden. „Es darf nicht passieren, dass Menschen nicht zu ihrem Recht kommen, nur weil ihnen Information und Anlaufstellen fehlen, weil sie Scheu vor komplizierten Verfahren haben oder andere Barrieren im Weg stehen“, betonte die Sozialdezernentin. Deshalb geht die Stadt Marburg nun aktiv auf alle Bürgerinnen und Bürger zu mit dem Ziel, mehr Menschen zu erreichen und dann auch zu unterstützen.
So beginnt denn der Brief des Magistrats auch mit den Worten: „Liebe Marburger*innen, vielleicht haben Sie davon bereits gehört.“ Insgesamt 66.127 Briefe verschickt die Stadt in diesen Wochen an alle Einwohnenden über 18 Jahre, egal, ob sie alleine wohnen, zu zweit, in einer Familie oder einer Wohngemeinschaft.
Die Stadt informiert sie mit dem Schreiben vor allem über das neue Wohngeld Plus unter der Überschrift „Mehr Geld für mehr Haushalte – vielleicht auch für Sie“. Das Wohngeld Plus gibt es für Menschen in Mietwohnungen ebenso wie für Menschen, die im Eigenheim leben. Das können zum Beispiel Rentnerinnen und Rentner, Alleinerziehende, , Beschäftigte mit Mindestlohn, Familien mit niedrigem mittlerem Einkommen oder auch Menschen in Alten- und Pflegeheimen sein.
Insgesamt 1.861 Haushalte haben 2022 in Marburg Wohngeld erhalten. Weil das Wohngeld pro Haushalt gewährt wird, und in den Haushalten zwischen einer und fünf Personen leben, sind es insgesamt rund 3.650 Menschen, die Hilfe in Form von Wohngeld bekommen.
Durch die Reform und das neue Wohngeld Plus seit 1. Januar 2023 wird die Zahl der Berechtigten auch in Marburg drei Mal so hoch werden. Außerdem steigt die Höhe des Wohngelds, das ausgezahlt wird, selbst kräftig an.
Auf diese veränderte Lage hat sich die Stadt schon seit Monaten vorbereitet: Die Wohngeldstelle wird personell um sieben neue Beschäftigte aufgestockt, die künftig für die Bevölkerung da sind, sie beraten und ihre Anträge bearbeiten. Die Stadt hat die zentrale Telefonnummer 06421/201-5555 für die Wohngeldstelle eingerichtet, um den Bürgerinnen und Bürgern die Kontaktaufnahme zu erleichtern und damit den Service zu verbessern.
Den Druck steigender Kosten für Energie und Lebenshaltung oder auch hohe Nachzahlungen für Heizung und Strom, der bei den Bürgerinnen und Bürgern ankommt, spüren das Sozialamt und auch die Wohngeldstelle: Die Anfragen haben bereits zugenommen, die Zahl der Anträge steigt.
Nun informiert die Stadt noch flächendeckend mit dem Brief an alle Bürger*innen, egal wie ihre finanzielle Situation ist. Schließlich weiß die Stadtverwaltung nicht, wer im Einzelnen in Marburg wie viel Geld verdient, bezieht oder zur Verfügung hat und wer eben nicht. „Dieses Schreiben erhalten alle Marburgerinnen und Marburger.
Sie können vorab bei einem Online-Rechner prüfen, ob ihnen eine finanzielle Unterstützung zusteht. „Bitte helfen Sie auch anderen Menschen und motivieren Sie sie, sich zu informieren, denn viele Bürger*innen wissen nicht, dass sie ein Recht auf finanzielle Hilfe haben und wie man sie bekommt“, heißt es im Magistratsschreiben. Neben den Informationen über das Wohngeld Plus, die Beratungsmöglichkeiten bei der Wohngeldstelle in der Stadt und bei den Gemeinwesensträgern in mehreren Stadtteilen enthält der Brief außerdem das neue Faltblatt des Sozialamts. „Steigende Energiekosten: Information und Hilfe für Sie“ steht auf dem Flyer, in dem soziale Leistungen und Beratungsangebot auf einen Blick zusammengefasst sind. Zu jeder Hilfe wie Sozialhilfe, Bürgergeld oder Wohngeld gibt es Informationen, wer sie bekommen kann und wohin man sich wendet.
Zusätzlich listet der Flyer aktuelle Kampagnen wie „Kleiner Dreh, große Wirkung“, „Hessen spart Energie “ oder den Stromspar-Check auf und zeigt Anlaufstellen für Energieberatung oder das Förderprogramm „Energie- und Wassersparmaßnahmen“ der Stadtwerke Marburg (SWM).
Als weiteren Service hat der städtische Fachbereich Soziales und Wohnen ein Video zum Ausfüllen des elfseitigen Wohngeldantrags produziert: Unter „Klick für Klick durch den Wohngeldantrag“ wird in dem 20-minütigen Clip Schritt für Schritt und in verständlicher Sprache erklärt, an welcher Stelle zu welcher Frage welches Kästchen als Antwort angekreuzt wird. Das Video dient auch als Hilfe und Service für Beratungsstellen, die in den Stadtteilen über das neue Wohngeld informieren.
Um den eigenen Anspruch auf Arbeitslosengeld II (ALG II) vorab zu klären, kann der Hartz-IV-Rechner genutzt werden unter www.hartziv.org/hartz-iv-rechner/. Die Schritt-für-Schritt-Anleitung des Wohngeldantrags in verständlicher Sprache gibt es unter www.marburg.de/wohngeldantrag-anleitung.
* pm: Stadt Marburg