Virtuell erleben: Route der Industriekultur online

360-Grad-Welten mit sprechenden Gastgebern und Netzwerk-Effekten hat das Regionalmanagement Mittelhessen erstellt. Die virtuelle Route der Industriekultur verläuft auch durch Marburg.
Die Adresse ist Programm: erlebe.industriekultur-mittelhessen.de ist die Startseite der virtuellen Welten Industriekultur Mittelhessen.
Wie stellen sich touristische Orte auch online lebendig dar? Die Antwort liefern die Gastgeberinnen und Gastgeber von fünf industriekulturellen Ankerpunkten in ganz Mittelhessen: Gemeinsam mit dem Regionalmanagement Mittelhessen und der Agentur Mediashots haben sie ihre Orte – die Behring-Route in Marburg, das Besucherbergwerk Grube Fortuna in Solms-Oberbiel, das Holz + Technikmuseum in Wettenberg-Wißmar, das Lahn-Marmor-Museum in Villmar und das Vulkaneum in Schotten – als virtuelle Welten erstellt.
in den Räumen begegnet man den Menschen, die ihre Objekte vorstellen und zu einem Besuch „in echt“ einladen. Eine Förderung durch das Land Hessen im Rahmen der „ländlichen Regionalentwicklung“ aus Mitteln der Europäischen Union hat das Projekt ermöglicht.
„54 Personen haben sich an den fünf Produktionen beteiligt und mit über 80 Erklärungen der Industriekultur Mittelhessen Gesicht und Stimme verliehen“, berichtete Kirsten Steimel, die im Auftrag des Regionalmanagements Mittelhessen das Projektmanagement inklusive der Terminkoordinierung zwischen Juni 2021 und Juli 2022 übernommen hatte. Die hohe Zahl erklärt sich dadurch, weil die Gastgeber der Ankerpunkte von ihren Netzwerkpartnern unterstützt werden, die Geschichten aus ihrer Sicht ergänzen.
„Zu den fünf Drehtagen kamen noch 15 Schnitttage hinzu und circa 250 Stunden Programmierung“, berichtete Mediashots-Inhaber Marco Kessler. Neben den sprechenden Menschen gibt es nämlich noch 250 Informationspunkte in den virtuellen Welten, mit denen man Hintergründe erfahren kann – über die Objekte und deren Geschichte, aber auch die umgebenden Orte und Netzwerke. So sind die beiden mittelhessischen Geoparke und die Tourismus-Destinationen Lahntal und Vulkanregion Vogelsberg eingebunden.
Karin Stichnothe-Botschafter von der Universitätsstadt Marburg ist sehr dankbar, dass Gäste die Behring-Route, die sich vom Hauptbahnhof aus durch ganz Marburg schlängelt, nun auch online besuchen können: „Auf diese Weise ergänzen die Partner von der Philipps-Universität, dem Chemikum und dem Standort Behringwerke mit ihrer Impfstoffproduktion bis zum heutigen Tage Inhalte, die gar nicht auf Tafeln passen würden.“
Mit dabei ist auch der Landkreis Marburg-Biedenkopf, denn die Behring-Route ist Teil der Kreis-Route der Arbeits- und Industriekultur.
Michael Volkwein vom Verein Geowelt Fortuna erklärte, warum sich das Besucherbergwerk von Anfang an bei der Industriekultur beteiligt hat: „Wir sind als Eisenerz-Grube im Geopark Westerwald-Lahn-Taunus aktiv. Aber bei uns geht es nicht nur um Rohstoffe.“
So sei man Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur. In er virtuellen Welt lade man zum Beispiel in die Villa Grün nach Dillenburg ein.
Rita Kotschenreuther ist Försterin und übernimmt im Holz + Technikmuseum Wettenberg die Bildung für nachhaltige Entwicklung. „Wir sind ein außerschulischer Lernort und Umweltbildungszentrum“, erklärte die Pädagogin für den Freundeskreis Holz- u. Technikmuseum Wettenberg. „mit unserer Dampfmaschine und dem Sägegatter hat auch die Industriekultur rund um den Rohstoff Holz für uns eine hohe Bedeutung.“
Der Rohstoff, den Rudolf Conrads von der Stiftung Lahn-Marmor-Museum vorstellt, ist viel älter, denn der Marmorbruch in Villmar ermöglicht einen Einblick in ein mitteldevonisches Stromatoporenriff von vor 380 Millionen Jahren. Der Marmor war so beliebt, dass er weltweit – von New York bis Moskau – eingesetzt wurde.
Kalk wird bis heute abgebaut und findet Verwendung von Lebensmitteln bis zur Bauindustrie. „Unser nationales Geotop ist deswegen auch Ankerpunkt der Industriekultur“, erklärte Conrads.
Der Vulkan, auf dem die Region Vogelsberg und ihr Tourismus-Angebot wurzelt, ist mit seinen rund 15 Millionen Jahren ebenfalls sehr alt und bildet die Grundlage für den gleichnamigen Geopark. Diese Zusammenhänge erfahren die Besucher im Vulkaneum in Schotten, dessen virtuelle Welt durch die Vulkanregion Vogelsberg Tourismus GmbH unterstützt wurde.
Linda Buchhammer erklärte, dass manche touristischen Angebote ihren Ursprung in der Industrie hätten. der beliebte Vulkanradweg nutze zum Beispiel bis Lauterbach die ehemalige Bahntrasse der Oberwaldbahn.
Bei einem Pressetermin im Regionalmanagement Mittelhessen wurde deutlich, wie charakteristisch die lebendige Industriekultur für Mittelhessen ist und zugleich die Region verbindet. Geschäftsführer Jens Ihle erklärte dazu: „Durch die von Professor. Otto Volk initiierte Industriekultur Mittelhessen sind in den vergangenen Jahren ganz neue Allianzen entstanden. Wir schaffen die Klammer und Anreize, dass die Menschen von überall her kommen und sich die virtuellen Welten auch vor Ort anschauen.“
Ein Anlass können die dritten „Tage der Industriekultur Mittelhessen“ sein, die vom 30. Juni bis zum 9. Juli 2023 stattfinden.“ Interessierte können bereits jetzt Veranstaltungen unter industriekultur@mittelhessen.org anmelden.
Die Gastgeber der Industriekultur freuen sich auf viele Besucherinnen und Besucher und laden ein, bis dahin die virtuellen Welten ausgiebig zu erkunden. Anette Kurth von der Leader-Region Gießener Land freute sich über die gut eingesetzten Fördermittel: „Mit den virtuellen Welten werden die Informationen auf www.industriekultur-mittelhessen.de und der Smartphone-App wunderbar ergänzt.“ Das Projekt ist durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds gefördert worden, mit dem das Land Hessen die Entwicklung der ländlichen Gebiete unterstützt.

* pm: Regionalmanagement Mittelhessen

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