Worte wählen: Kunstaktion fordert Erfindungsreichtum heraus

Marburg bekommt ein „Wortfindungsamt“. Im Rahmen einer Kunstaktion zum Stadtjubiläum residiert es vom 3. bis 9. Oktober am Rudolphsplatz.
Zumindest auf Zeit bekommt Marburg ein „Wortfindungsamt“ auf dem Rudolphsplatz. Zum „Wortfinden“ lädt die Stadt Marburg mit der AG Kunst der Marburger Kunstinstitutionen im Rahmen des Stadtjubiläums ein. Von Montag (3. Oktober) bis Sonntag (9. Oktober) können sich alle ihr Wunschwort – egal ob absurd sperrig oder poetisches Lieblingswort – während der Kunstintervention von Sigrid Sandmann auf Schilder schreiben lassen und am nächsten Tag in der Stadt aufhängen.
„Die Universitätsstadt Marburg begrüßt die Schaffung eines neuen Amtes am Rudolphsplatz, das so viel kreative Wirkung entfaltet“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies augenzwinkernd. „Man darf die Macht des Wortes nicht unterschätzen: Sprache kann gewaltsam und manipulativ gegen Menschen eingesetzt werden wie damals im Nationalsozialismus. Sprache kann aber auch befrieden, wie die Diplomatie beweist. Und sie kann uns erfreuen oder trösten wie in einem Gedicht. Das neue Amt regt an, dass wir uns mit der Bedeutung von Wörtern auseinandersetzen – und das finde ich gut.“
Die Kunstintervention ist von Montag (3. Oktober) bis Sonntag (9. Oktober) jeweils von 15 bis 18 Uhr im pinkfarbenen Container am Rudolphsplatz zu finden. Interessierte können der Hamburger Künstlerin Sandmann ihre Wunschworte vorschlagen, die dann auf Schilder geschrieben werden und in der Stadt aufgehängt werden.
Die Aktion findet zum Stadtjubiläum im Rahmen von „Kunst.Labor.Stadt.Platz“ statt. So wird die Künstlerin ganz nach dem Motto von „Marburg erfinden“ den Rudolphsplatz mit der Kunstaktion „Ortlos“ gestalten, die das Geschehen des Platzes mit Wortimpressionen kommentiert und reflektiert.
Bei näherem Hinsehen wird am Platz vielleicht auch schon im Vorfeld das ein oder andere Wort zu entdecken sein. Eine Abschlussveranstaltung für die ganze Familie feiert am Sonntag (9. Oktober) ab 14 Uhr das gelungene Sprachkunstwerk: mit Kaffeeklatsch, Spielen, Musik sowie einem Auftritt der redegewandten Improkünstler*innen vom Fast Forward Theater – dann dreht sich alles ums Wort!
Möglich sind Wunschworte aus sperrigen Verordnungen und Gesetzestexten wie das „Arzneimittelversorgungswirtschaftlichkeitsgesetz“ oder das inzwischen abgeschaffte „Rinderkennzeichnungsfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz“ genauso wie Fantasievolles vom „Liebesmaigrün“ bis zum „Sonnengoldherbst“, Worte aus der eigenen Familie, aus der Region, aus einem Buch oder ganz eigene Gedanken oder Wortgebilde. Alle interessierten Menschen aus Marburg und Umgebung sind eingeladen, ihr Lieblingswort im „Wortfindungsamt“ abzugeben.
Dem eigenen Einfallsreichtum sind also keine Grenzen gesetzt. Die so entstandenen Wortschöpfungen haben bereits in Hamburg, Lüdenscheid und weiteren Städten viele Menschen zum kreativen Umgang mit Worten und Sprache bewegt, wie die Künstlerin erzählte.
Aus den Wortwünschen fertigt „Kunstbeamtin“ Sandmann Schilder an, die am jeweils nächsten Tag von den Wortfinder*innen abgeholt werden können, um sie in der Stadt sichtbar zu machen. Willkommen sind Fotos von Schild und Ort sowie ein Post auf Instagram unter #wortfindungsamt und „marburg800“.
Alle Bürgerinnen und Bürger können ihr Wort nicht nur am Rudolphsplatz abgeben, sondern sind bereits im Vorfeld eingeladen, das eigene Wunschwort an wort@wortfindungsamt.de zu senden. Für Schulklassen und größere Gruppen wird um Voranmeldung gebeten. Dann vergibt das „Amt“ zusätzlich auch vormittags Termine.

* pm: Stadt Marburg

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