Dammühle: 500 Jahre Geschichte erleben

Die „Dammühle“ ist eines der ältesten Restaurants in Marburg. 2021 konnte das historische Fachwerkensemble sein 500-jähriges Bestehen feiern.
Heute dient die einstige Wassermühle vor allem als Hotel und Restaurant. Für die Marburger Bevölkerung ist sie ein beliebtes Ausflugsziel. Besonders beliebt ist bei schönem Sommerwetter ihr gemütlicher Biergarten.
Von dem gekiesten Platz unter alten Bäumen kann man in mehrere Richtung loslaufen ins Grüne. Wald und Wiesen sowie Pferdekoppeln umgeben das Landhotel am westlichen Rand des Marburger Stadtteils Wehrshausen. Von der „Dammühle“ aus führen mehrere Waldwege in den benachbarten Stadtteil Elnhausen wie auch nach Wehrshausen, zum Sellhof und zu den Neuhöfen.
Das Inntere des Gastraums ist gediegen eingerichtet mit hölzernen Tischen und gepolsterten Sitzbänken oder Stühlen. Das Menü offeriert auch Wildgerichte und andere Spezialitäten. Die Hotelzimmer sind modern und zugleich rustikal gestaltet.
Mit jeder Pore und jedem Balken atmet die „Dammühle“ Geschichte. Zugleich strahlen das Gebäude ebenso wie das Personal gelassene Ruhe und souveräne Selbstverständlichkeit aus. Mehr als 500 Jahre sind an der historischen Wassermühle scheinbar ohne größere Blessuren vorübergegangen.
Zum ersten Mal erwähnt wurde eine „Dammühle“ bei Marburg im Jahr 1380. Damals wurde sie in den „Sternekriegen“ zerstört. Die damalige „Dammühle“ lag jedoch vermutlich anderswo als die heutige.
Vermutlich im Jahr 1521 wurde dann wieder von der „Dammühle“ berichtet. Damals erhielt Peter Moller aus Wehrshausen die Rechte, eine Mühle zu errichten. Um 1710 findet sich im Grundbuch die erste Eintragung des Namens „Becker“ als Eigentümer der Gebäude am heutigen dammühlenweg.
Die Einkünfte der Mühle wurden damals mit 12 Zentnern Getreide und 6 Thalern angegeben. Im gleichen Jahr erfolgt die Erweiterung der Hofreite, so dass sie fortan aus Wohnhaus, Stallscheune, zwei weiteren Stallgebäuden und dem Backhaus bestand. (Im damaligen Modernisierungswahn wurde das Backhaus 1962 leider abgerissen.)
Um 1800 waren die die landwirtschaftlichen Kapazitäten der kleinen Kundenmühle bald erschöpft. Der Dammüller begann deshalb, sich nach einer neuen Erwerbsquelle umzusehen und so finden sich 1820 schon Quittungen über die so genannte „Hülfssteuer“, die heute als „Getränkesteuer“ bekannt ist.
Gemessen an der Einwohnerzal des kleinen Dorfs Wehrshausen lag der Branntweinverzehr damals sehr hoch. Das lässt darauf schließen, dass die „Dammühle“ schon zu jener Zeit Treffpunkt auch von Leuten außerhalb der Gemeindegrenzen war. Schließlich liegt sie kaum einen Kilometer abseits der alten Weinstraße, die einst eine wichtige Handelsroute war.
Verbindungsstudenten zogen im 19. Jahrhundert hinaus zur Dammühle, um dort verbotente Rituale auszuüben. Bereits damals waren Mensuren und Duelle in Marburg verboten. Ihre Fußwanderungen zur „Dammühle“ begossen die Studenten dann natürlich mit reichlich Bier oder Wein.
Immer wieder wurden die Gebäude umgestaltet und neuen Erfordernissen angepasst. Seinen urigen Charakter hat das Fachwerkgebäude trotzdem nicht eingebüßt. Auch der gekieste Garten mit seinen alten Kastanien ist ein gemütlicher Ort für Ausflüge zum Mittag- oder Abendessen ebenso wie zum Kaffeetrinken.
Öfter saß ich dort mit meiner verstorbenen Ehefrau Erdmuthe Sturz. Häufig hatten wir noch andere Begleiterinnen oder Begleiter dabei. Gemeinsam wanderten wir dann entweder durch den Wald oder am Waldrand entlang auf Elnhausen zu.
Auch den Begräbniskaffee zu ihrer Beerdigung haben wir am 8. Oktober 2010 in der „Dammühle“ eingenommen. Danach war ich nur noch zwei- oder dreimal dort, um mit auswwärtigem Besuch draußen Kaffee zu trinken. Meine Erinnerungen an viele schöne Stunden in der wunderbaren Natur am westlichen Stadtrand von Marburg machen die „Dammühle“ für mich aber eindeutig zu einem legendären Lokal und einer Empfehlung als Ausflugsziel und Übernachtungsstation.

* Franz-Josef Hanke

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